Glasheen Art Studio Programm (COPE Foundation) started a project in Cork, Ireland using shopping trolleys as a vehicle to connect with people, stories, life in the city and the many fascinating aspects and concepts connected to shopping trolleys.
Startseite > Startseite > Archiv > CAD 2013
CAD 2013
2013 · Citizen Art Days · Bürger machen Kunst
**Kooperative Kunststrategien und Beteiligungspotentiale im öffentlichen Raum
<abstand|>
Vom 27. September bis 6. Oktober 2013 fanden wiederholt die Citizen Art Days (CAD) in Berlin statt. Wieder forschten und agierten Künstler, Bürger und Stadtakteure gemeinsam. Für zehn Tage stand der kunstferne und schwellenarme Raum der Markthalle Neun in Kreuzberg allen Beteiligten für Gespräche, Workshops, Performances, Installationen und Präsentationen zur Verfügung.
Die 122 Jahre alte Markthalle Neun in Kreuzberg ist ein bunter Markt, auf dem Lebensmittel- kultur, -handwerk und -qualität gelebt, vermittelt und diskutiert werden. Seit ihrer Wiederaktivierung bilden sich hier vor allem demokratische Prozesse und alternatives Wirtschaften ab. Ein geeigneter Ort für die Auseinandersetzung mit dem diesjährigen Themenschwerpunkt einer angewandten Postwachstumsökonomie. Die CAD fragen, welches Potenzial künstlerisch-kulturelle Beteiligung für neue Formen gesellschaftlicher Teilhabe bietet.Bildhaft und im übertragenen Sinn steht der Ort des Marktes für die Fragen des Miteinanders, des Aushandelns von Prozessen sowie für die Fragen von Ökonomie und Nachhaltigkeit. Der Markt ist Spiegel für das Wirken einer Gesellschaft. In krisenbelasteten Zeiten wird die Entwicklung von erfolgreichen Formen eines konstruktiven Miteinanders drängender. Integrative Partizipationsformate zu gestalten wird nicht nur zu einer hiesigen, sondern auch zu einer globalen Herausforderung.
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
Als Auftakt trug Michael Opielka, Direktor des Instituts für Zukunftsstudien und Technologie- bewertung, zur Postwachstumskritik vor. Eine »gemeinsame Bewegung«, initiiert von Stephan Kurr, rundete diesen Abend performativ ab.
Zum Hauptprogramm der CAD 2013 gehörten die englische Künstlerin Shelley Sacks. Zusammen mit dem Philosophen Wolfgang Zumdick initiierten sie mehrere zwölfstündige »Frame Talks«, um das Bewusstsein jedes Einzelnen für die Mitverantwortung bei der Gestaltung unserer Gesellschaft und unseres Planeten zu schärfen.
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
Die Künstlergruppe Reinigungsgesellschaft gründete in der Markthalle Neun das »Migration Learning Center«. Können und Leben von Flüchtlingen des Lagers am Oranienplatz wurden sichtbar. Die international bekannte Musikkünstlerin Sigune von Osten konzipierte und leitete einen »Musicircus«; eine Idee von John Cage für den öffentlichen Raum.
Jaana Prüss präsentierte einen »Markt der Fähigkeiten« mit der Beteiligung zahlreicher Initiativen, die modellhaft die These »Kreativität = Kapital« von Joseph Beuys verkörpern. Folke Köbberling transformierte Discounter zu Marktständen und baute für uns aus dem Möbelbestand einer Drogeriekette den CAD Marktstand.
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
Neu im Programm der CAD war das Format des »Bürgercampus«: Über einen Open Call konnten Bürger ihre Projekte in die CAD 2013 einbringen. Die Künstlerin Susanne Bosch war eingeladen diese Projekte zu betreuen.
Vorträge, Stadterkundungen und Dialogformen bereicherten das Programm. Alexander Dill präsentierte den Sozialklimaindex Berlin, als Chance nichtmaterielle Stärken zu entdecken und auszubauen. Der Philosoph Wolfgang Zumdick hinterfragte »Wachstum«. Johannes Stüttgen und André Stern verbanden die Felder »Demokratie« und »Bildung«. Kristina Leko präsentierte ihr preisgekröntes Kunstprojekt über kroatische Milchfrauen; ihr Vortrag schloss mit einer Käse-Verkostung ab. Marjetica Potrč brachte ihre Studenten aus Hamburg – zum Zeitpunkt der CAD 2013 im Austauschprojekt in Belgrad – mit dem anwesenden Publikum ins Gespräch. Van Bo Le-Mentzel stellte sein »Unreal Estate House« vor. Robert Strauch führte in den Dragon-Dreaming-Prozess ein. Das Mutarlabor bot performative Strategien für den Umgang mit sozialen Ängsten an. Christiane ten Hoevel lud zu einem »Eranosdialog« ein.
Ein Thementag zur »angewandten Postwachstumsökonomie« brachte Künstler und Stadtinitiativen mit ihren Projekten in einem Symposium zusammen.
David Koser, id22, »querstadtein - Obdachlose zeigen ihr Berlin« und der »Kanuclub zur Erforschung der Stadt« boten mit ihren persönlichen Perspektiven ganz unterschiedliche Stadtexkursionen an.
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
Die Citizen Art Days zeigten erneut, wie viele Menschen das starke Bedürfnis haben, zu den Fragen ihrer Stadt bzw. dem öffentlichen Raum über Teilhabe, Differenz und Miteinander zu arbeiten. Faszinierend und wunderbar war das Zusammenkommen von unterschiedlichen Generationen und Kulturkreisen. Die hohe Qualität der Diskussionen, die ein gemeinsames Suchen nach Lösungen war, hatte auch damit zu tun, dass der Personenkreis der Beteiligten selbst auf unterschiedlichsten Ebenen in eine inhaltliche Arbeit über Veränderungsprozesse in der Gesellschaft involviert ist, deren Erfahrungsschatz einfloss. Wir erlebten, dass unsere Vision einer anderen Kunst, die sich in der Gesellschaft und im Alltagsleben dynamisch ausbreitet, sich in eigenen Kreisläufen weiter entfaltet und neu initiiert, sichtbar war. Die verschiedenen Formate der unterschiedlichen Beiträge schufen einen Werkstattcharakter, der breite Möglichkeiten kreativen Austausches eröffnete. Durch die diskursiven und spielerischen Auseinandersetzungen entstand ein Denkraum, in dem sich die Themen verdichteten und verflochten. Bürger_innen »lernten« von Künstler_innen, Künstler_innen »lernten« von Bürger_innen. Wir alle arbeiteten zusammen an der Zukunftsfähigkeit unseres sozialen Raumes. Die Citizen Art Days sind in diesem Sinne einem Bildungsbegriff verpflichtet, der Bildung als aktiven und wechselseitigen Prozess der Vermittlung und Aneignung versteht. Diese Umgangsweise bedeutet die Akzeptanz des Wissens von Anderen, die ich nicht kenne und auf die ich mich einlassen muss, es bedeutet, dass ich es zulasse, meine eigenen künstlerischen Möglichkeiten ständig durch das Unbekannte zu erweitern.
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
<abstand|>
Mehr als tausendfünfhundert Menschen sind während der Citizen Art Days 2013 in der Markthalle Neun in Kreuzberg unserer Einladung, daran teilzunehmen, gefolgt. Die rege Beteiligung und die entstandenen kreativen Verbindungen sprechen für die Citizen Art Days als eine benötigte Plattform. Wir hoffen, dass sich durch die intensive Arbeit und die neu gefundene Offenheit für alle Beteiligten neue Motivationen ergeben, den Künstler in sich weiter zu entdecken und im Alltag zum Handeln zu bringen.